“Aller Anfang ist schwer.“ Dies ist eine Redewendung aus der Erfahrung unserer Vorväter. Genau dasselbe sage ich mir auch immer selbst, wenn ich mit einer neuen Arbeit beginne. Diesmal aber ging es nicht um eine neue Arbeit, sondern seit dem 03.04.2010 um einen neuen Abschnitt in meinem Leben.

Ich sage, es fing mit diesem Tag an, weil es der erste Tag war, an dem wir offiziell das Zentrum Amitayus in Schönfeld als solches übernahmen. Eigentlich fing alles schon einige Monate vor diesem Tag an, nämlich als mir ein dauerhafter Aufenthalt in Laos nicht gewährt wurde und ich mir Gedanken wegen einem geeigneten Ort sowohl für meinen eigenen Retreat als auch für die der Schüler, die in Beziehung mit mir stehen, machen musste. Zuerst kam mir die Idee, Inseln anzuwerben. Dann fiel die Wahl aber auf Bauernhöfe und zuletzt ehemalige Gasthäuser. Während dieser Suche kamen allerdings noch einige Anstöße von außen, die der Sache noch mehr Würze gaben.

Ich nutze hiermit auch diese Gelegenheit um mich bei Dieu Nhon und Hue Bao zu bedanken, die mich in Laos kontaktiert und die mich zu meiner Rückkehr nach Deutschland überredet haben. Sie haben sogar angeboten einen geeigneten Platz im westlichen Teil von Deutschland, es war die Rede von Norddeich, zu suchen. Dank den beiden haben viele Menschen von meiner Rückkehr und dem Kauf des Objektes in Schmiedeberg erfahren. Ich bedanke mich auch bei Dong Bi, der ebenfalls Kontakt zu mir aufgenommen hat und sich bei der Spendensammlung sehr engagiert zeigte. Die meiste Zeit und Manneskraft investierten für die Entstehung des Zentrums unter anderem Dieu Hoa, Thien Lien, Thien Son, Thien Bao, Thien Bao und Thien Tien, Tam Huong, Mai und viele mehr. Ihnen und natürlich auch allen Spendern gilt der besondere Dank, ohne sie wäre so ein Projekt nicht möglich gewesen.

Am 02.12.2009 hatte ich im Internet über das Angebot von diesem Objekt gelesen, am 05.12.2009 besichtigte meine Schwester dieses Haus und rief mich in Laos an um mir zu sagen, dass alles mit der Beschreibung im Internet übereinstimmt und für ein Retreatplatz geeignet wäre. Daraufhin habe ich mein Programm geändert und anstatt ein Visum mit Daueraufenthalt für Taiwan zu beantragen, mir ein Ticket nach Deutschland gekauft. Am 08.12.2009 landete ich in Berlin, am 12.12. besichtigte ich zusammen mit 6 weiteren Personen den Ort um mit eigenen Augen das Objekt zu sehen und zu prüfen, ob es für mein Vorhaben denn auch wirklich brauchbar sei. Die friedliche Energie des Ortes und die schöne Landschaft in der Abgeschiedenheit haben mich sofort eingenommen. Ein Kaufvertrag wurde beim Notar am 16.12. unterschrieben, danach folgte der Legalisierungsprozess des Zentrums als Körperschaft. Am 31.12. kehrte ich nach Thailand zurück um an einem Meditationskurs teilzunehmen, wofür ich mich vor meiner Reise nach Deutschland eingeschrieben hatte. Die 40 Tage im Meditationszentrum verflogen wie im Flug, während die Laien Buddhisten auch in dieser Zeit weiterhin unermüdlich Spenden für das Zentrum sammelten. Am 23.03.2010 kam ich wieder nach Deutschland und vereinbarte mit dem ehemaligen Besitzer, dass wir das Objekt an dem Gedenktag des Avalokiteshvara Bodhisattva (Bodhisattva des Mitgefühls) übernehmen wollten, da ich aus dem Wissen, dass mein Verdienst und meine Erfahrung im Praktizieren noch sehr begrenzt ist ich mich deshalb auf die Kraft des Bodhisattvas stützen wollte.

Auf dem Weg von Berlin nach Schmiedeberg musste ich mehrmals lächeln, als ich an das Kausalitätsgesetz dachte. Nachdem wir den Vertrag unterschrieben hatten, fragte mich Thien Bao (ein Laie, der mir sehr nahe steht), wie ich mein Leben im Zentrum im nächsten Jahr (d.h. 2010) verbringen würde. Ich habe ihn daraufhin geantwortet, dass wahrscheinlich eine Isomatte, ein Schlafsack und ein kleiner Altar für meine Praxis ausreichen würden. In der freien Zeit zwischen der Praxis würde ich mit dem Aufräumen anfangen und auf die Rückkehr der Schülern warten (Mein Meister der Hochehrwürdiger Thich Nhu Dien, Gründerabt der Pagode Vien Giac hatte mir das auch so vorgeschlagen, als ich ihn Ende März 2010 besuchte, bevor ich mich ins Zentrum zurückzog). Als ich nach diesen 40 Tagen der Meditation nach Taiwan flog um mit meinen Schülern einige Zeit zu verbringen, habe ich die Nachricht bekommen, dass sich mir einige Buddhisten schon in der Anfangszeit anschließen wollen. Wir fuhren mit 4 Wägen von Berlin nach Schmiedeberg, unter den Begleitern waren natürlich auch Besucher, die diesen „Ruheort“ kennenlernen und sich von uns dort verabschieden wollten.

Viele von Ihnen waren von der schönen Landschaft des Erzgebirg beeindruckt. Auch fanden sie Gefallen an dem Grundstück und dem Gebäude, doch die Kälte und das Chaos im noch unaufgeräumten Haus haben vielen einen Schrecken eingejagt. Nichtsdestotrotz haben sie innerhalb von weniger als einer Stunde einen Raum so hergerichtet, sodass wir mit allen nötigen Andachten den Gedenktag des Bodhisattvas mit Rezitationen vollziehen konnten. Wir baten ihn um seinen Segen für unser KlausurZentrum, damit jeder die nötige Inspiration bekomme und hier ein Ort der wahren Praxis entstehe. An der Andacht nahmen auch die Ehrwürdige Nonne Thich Nu Dieu Phuoc, Thich Nu Dieu Bach sowie etwa 30 Laien Buddhisten teil. Die Zeremonie hat den Raum verwandelt und eine innige und bindende Atmosphäre hat stellte sich ein. Der Kraft des Bodhisattvaherzen ist es zu verdanken, dass uns ein Ehepaar aus Tschechien mit Speisen versorgt hat. Nach dem Mittagessen fuhren die Ehrwürdige Nonnen und einige Laien zurück nach Berlin, da sie einen weiten Weg zu beschreiten hatten. Die anderen, zum Teil aus Berlin und Dresden gaben sich viel Mühe, um die zwei Etagen, die uns vom Vorbesitzer zur Verfügung gestellt wurden, einigermaßen wohnlich zu machen. Bis zum Abendessen hatten wir ein angenehmes Esszimmer, Küche und einige Schlafzimmer hergerichtet. Auch die Heizung funktionierte in der Zwischenzeit und gab ihre angenehme Wärme an uns, sodass jeder so wirkte als sei er sehr mit sich zufrieden. Diese harte Arbeit wurde hauptsächlich von den Buddhisten aus Dresden und Berlin übernommen, wie An Thien, Dieu Am, Dong Le, Thien Tien, Thien Bao, Thien Son, Chuc Hang, Truyen, Ninh etc.

Nun nach einem Monat sind die Wände nicht mehr so kalt wie am Anfang. Dennoch stehen noch sehr viele Arbeiten an Sanierung und Renovierung in der nächsten Zeit an. Z.B. muss eine neue Heizanlage eingebaut werden, da die jetzige Heizung nicht die Leistung erbringt um das komplette Haus zu beheizen, was damit zusammenhängt, dass der vorherige Besitzer nur zu dritt das Haus bewohnte und deshalb die ursprüngliche Heizanlage ausgebaut, verkauft und anschließend nur eine kleinere Heizanlage eingebaut hat, die seinen Bedarf an Wohnfläche ausschließlich im Obergeschoss deckt. Die Türen und Fenstern müssen ebenfalls isoliert, ein Vordach zum Schutz vor Wasser muss angebracht, die Außenwände und Holzverkleidungen müssen geschliffen und gestrichen, die Stromverkabelung muss geprüft, die Böden müssen ausgelegt, Betten, Matratzen, Decken, Kissen etc. müssen gekauft und der Garten muss aufgeräumt werden. Viele andere Arbeiten sind noch unerledigt, bei welchen wir ganz auf die Laien angewiesen sind, sowohl finanziell als auch durch Manneskraft, denn die ordinierten Mitglieder des Zentrum sind für das weltliche Leben total nutzlos, sie widmen sich nur ihrer Praxis! Es ist nicht falsch zu behaupten, dass unser KlausurZentrum ein Platz für faule Praktizierende ist, die jeden Tag acht Stunden ausschließlich nur mit Meditation, Rezitation und Niederwerfung verbringen wollen. Deshalb werden andere Arbeiten von Laien übernommen.

Auch hier, ähnlich während meines Aufenthaltes in Laos, bringen die Laien Gemüse und Obst als Opfergabe für das Zentrum. Einige Mitglieder des Zentrums machen sich manchmal Gedanken und fragen, was ist wenn die Leute nichts oder nicht genug bringen würden. Ich sage, dann essen wir einfach Reis mit eingelegten Sojabohnen, davon haben wir genug. Wichtig ist das Praktizieren und nicht das Denken an so viele andere Dinge.
In so kurzer Zeit, nach einem Monat ist das Leben im Zentrum relativ geregelt, der Stundenplan wird nun schon fast planmäßig eingehalten. Besondere Praxis anlässlich der Gedenktage von Buddhas und Bodhisattvas wird extra eine Woche vorher angewandt und ganztägige Praxis (d.h. von 4h bis 21h30) speziell an diesen Tag durchgeführt. Neulich haben wir im Zentrum den Gedenktag des Bodhisattva Cundi mit Praxis belegt. Als nächstes ist die Praxiswoche vom 11.05 – 17.05 dem Manjushri Bodhisattva, vom 22.05 – 28.05 dem Shakyamuni Buddha gewidmet. Solche Praxiswochen wird es auch weiterhin im KlausurZentrum geben.

Möge der Verdienst, der durch das Praktizieren von allen Mitglieder im Zentrum und von allen Praktizierenden in der Welt, den Frieden im Geist der Menschen und in der Welt bringen.

Verehrung dem Bodhisattva der unermüdlichen Strebsamkeit Mahasamantabhabdra.

Bhiksu Thich Hanh Tan