Mitten im Erzgebirge liegt das erste buddhistische Kloster Ostdeutschlands

Von Claudia Lord

Dippoldiswalde – Es ist der Tag nach Vollmond, als wir kommen. Eine günstige Konstellation. Denn die Nonnen und Mönche dürfen nur am Tag nach Neu- und Vollmond sprechen. Also 25 Tage dieses Jahr. Den Rest üben sich die Buddhisten mit den kahl geschorenen Köpfen und den safrangelben Kutten in langem Schweigen, In-sich-Gehen. Bis zur Erleuchtung.

Wir sind im letzten Zipfel des Osterzgebirges, in Schönfeld bei Schmiedeberg, 234 Einwohner. Vor knapp einem Jahr zogen die zehn Nonnen und Mönche in den ehemaligen Gasthof „Weiße Mühle“ ein. Ein Schild wirbt noch mit „echt erzgebirgischer Landgasthof“.

Drinnen ist alles eher wie „echt buddhistischer Tempel“: goldene Buddhas, Bambus-Laminat, in den Gängen riecht es nach Reis und asiatischen Gewürzen.

„Dass wir Sie hier hereinlassen, ist eine Ausnahme“, sagt Mönch Thieh Thong Tri (25). „Wir versuchen, so abgeschieden wie möglich zu leben.“

Um 4 Uhr morgens ziehen sich die Buddhisten zur ersten zweistündigen Meditation zurück. Drei weitere folgen. Dazwischen Essen, Saubermachen, Büroarbeit. 22 Uhr ist Nachtruhe. Alles geschieht schweigend. „Je weniger man redet, desto besser kann man seinen Geist betrachten“, erklärt Thieh. Nur aller drei Monate verlässt er das Anwesen.

Er kam mit Meister Thich Hanh Tan (48) aus Hannover. Der kaufte damals das bankrotte Gasthaus und 15 000 qm Land für 115 000 Euro – finanziert durch Spenden. Außer buddhistischen Schriften, ein paar Kleidern, einer Krankenversicherung und drei Büro-Laptops besitzen die Mönche und Nonnen nichts. Die Einzige, die Geld verdient, ist Heilpraktikerin „Frau Gu“ (44).

„Ich bin erst seit kurzem Nonne. Früher hatte ich Häuser, habe in einer Klinik praktiziert. Doch seit ich hier lebe, bin ich viel freier.“ Die Chinesin kennt noch, was der junge Mönch Thieh sich versagt, z. B. Partnerschaft und Sex.

Der 25-Jährige gelassen: „Ich vermisse das nicht. Ich lerne hier loszulassen. Wir führen ein leichtes, zufriedenes Leben ohne Sorgen und Kummer.“

Quelle: Bild.de, 20.05.2011; Bild Dresden, 21.05.2011, S.3

Artikel+Bilder (http://www.bild.de/regional/dresden/buddhisten/kloster-im-erzgebirge-18001810.bild.html)